Dekai

DEKAI – Donnergott des Techno

Wer DEKAI schon mal live erlebt hat, könnte annehmen Odin persönlich schmeißt eine Technoscheibe nach der anderen auf die Teller, um den Club nachhaltig in den Boden zu stampfen. DEKAI liebt Techno und das spürt man auch, nicht nur wegen der Wucht seiner Sets oder Power der Produktionen. DEKAI hat sich der Szene wie kaum ein zweiter verschrieben und ist Akteur als auch Teilnehmer zugleich. Aus der Szene für die Szene. Auf Grund des nicht ganz unwesentlich charakteristischen Aussehens und einem guten Händchen für Techno spielt sich DEKAI nun schon seit geraumer Zeit in die Herzen der Clubszene. Doch nicht nur Berlin scheint ihm verfallen, längst ist der Geheimtipp DEKAI in der Republik und über die Grenzen hinaus bekannt.

Du legst nicht nur in Berlin sondern längst auch außerhalb, wie in der Distillery in Leipzig oder dem Geheimclub in Magdeburg auf. Ebenso im Ausland. Was macht einen guten Techno Club für Dich aus?

Mal ganz ehrlich. Es ist die Atmosphäre beim ersten Betreten des Floors. Ich brauche da keine dekorative Modenschau. Schöner alter Beton um einen rum, darf auch gerne Nass vom Schweiß sein. Dezentes Licht dazu und ein eigener Charakter – das macht es aus. Ich brauch kein Strobo. Ganz im Gegenteil, steh mehr auf fallen lassen und der Nebel muss unter der niedrigen Decke stehen!

Soviel zu dem Visuellen eines Technoclubs. Kommen wir nun zu dem woraus der Techno kommt, die Anlage. Der Bass muss nicht klatschen der muss drücken, es sollte auch möglich sein laut zu hören ohne das es in den Ohren weh tut! Es geht bei Techno um das Fühlen der Energie der Geschichte die der DJ erzählt. Für mich als DJ kommt dann noch mein Arbeitsplatz, mein Pult für ein paar Stunden. Es ist halt schön wenn du wie im Geheimclub oder der Tille an das Pult kommst und eigentlich schon Respekt davor hast. Ich merke das daran, dass meine kurz rasierten Haare sich schon bewegen obwohl ich noch gar nicht spiele und wenn ich dann anfange zu mixen und mich selber mit meinen Set rausschieße, dann weiß ich das ich in einem zweiten zuhause angekommen bin. Ja, das alles macht für mich einen guten Technoclub aus.

Es ist nicht alles Gold was glänzt. Oder besser gesagt Techno, wo Techno draufsteht. Wonach suchst Du Deine Tracks aus?

Indem ich sehr viel auf Tracksuche gehe sowie Promos durchgehe und nach System ausmustere. Klar habe ich einige Labels und Artists, die ich im Auge behalte, insgesamt versuche ich aber auch immer ganz neue Artists zu entdecken. Ich hör mir jeden Track an drei Stellen an, wenn ich dann Bock auf mehr hab höre ich den ganzen Track nochmal in Ruhe an. Wenn er mir dann gefällt kommt er in den Warenkorb. Diesen höre ich dann in vier Zuständen an, Nüchtern nach dem Aufstehen, auf Afterhour, mit meiner Freundin und dann nochmal kurz vor dem Kaufen. Die Tracks die es dann überlebt haben, verdienen es durch die Boxen der Clubs gejagt zu werden.

Gibt es denn derzeit ein paar Tracks die Du immer dabei hast?

Na klar, einige Tracks begleiten mich beinahe die ganze Zeit, darunter folgende:
EMMANUEL TOP – Tone
Lukas Freudenberger – SHE SAID
Bobby Dowell, Kyle Geiger – Tiger Wall (Edit Select Remix / Speedy J Edit)
Joseph Capriati – The Gallery (Original Mix)
Steve Bug – Loverboy (Original Mix)
deKai – Die letzte Schlacht
System F, Marc Almond – Soul On Soul (Elektrochemie LK Mix)

Du selbst stehst nicht nur als DJ hinter den Decks sondern auch gemeinsam mit Holger Nielson hinter dem Berliner Label RAGNARØK, was ungefähr für „Untergang der Götter“ steht. Welche Verbindung hast Du zur nordischen Mythologie?

Nun „Untergang der Götter“ ist so nicht ganz richtig. Es gibt ja viele Definitionen von Ragnarøk, aber die Götterdämmerung oder der Untergang ist meines Erachtens falsch. Ragnarøk ist der Untergang der Welt, der letzte Kampf der Götter gegen die Titanen. Wir alle kennen das Ende oder den Anfang oder wie auch immer man das sehen möchte. Mein Bezug dazu ist meine Kindheit, mein Name Kai, der so viel bedeutet wie der Stolze und der Siegreiche. Ragnarøk steht für mich für das unausweichliche, für hart sein. So wie meine Mugge eben, keine Gnade – gib mir ein DJ Pult und einen Abend und du bekommst bis das Licht angeht eine Abfahrt! Als DJ versetze ich mich in die Lage des Gastes, die bezahlen Geld dafür das sie am Ende der Party lachend und kaputt aus dem Club kriechen und jeder meiner Gäste soll am Ende sagen – es hat sich gelohnt! Da schließt sich für mich der Kreis.

RAGNARØK wird 3 Jahre alt – Was hast Du mit dem Label noch vor?

Mein persönlicher Wunsch ist, dass wir (Holgi und ich) uns als das Label etablieren.
Ein Label entsteht, dass um das man irgendwann im Techno nicht mehr herumkommt und bei welchem DJs und Szene gleichermaßen vorbeischauen. Darauf arbeiten wir langsam aber stetig hin: Sei es mit Events und Showcases, stabilen Releases und unserer Leidenschaft und Seele.

Du lebst selbst in Berlin, was liebst Du an der Stadt am meisten?

Ab dem zweiten Jahr in Berlin war ich absolut und total verfallen, die Möglichkeiten sind Grenzenlos die Partys unendlich! Zu mir hat mal jemand gesagt, nach Berlin zieht man nicht, man kommt an. Genauso ist es. Ich würde behaupten mich hat die Stadt zu einem besseren Menschen gemacht, ich bin viel offener geworden! Die Floors, die illegalen Raves früher, die Menschen die mir begegnen, die vielen Gespräche sind für mich und meine Musik auf jeden Fall Inspiration pur und meine Fans treiben mich immer weiter an noch mehr von allem zu geben 🙂

Und was würdest Du an Berlin ändern?

Ganz klar: Bitte hört auf unsere Clubs wegen Lärmbelästigung zu schließen!! Wer nach Berlin zieht, weiß doch dass es hier anders läuft. Warum muss alles und jeder krampfhaft nach Berlin ziehen, nur um uns die Stadt kaputt zu machen? Ich fände es auch super wenn es mal wieder mehr Open Airs irgendwo auf einer Wiese in Berlin gäbe. Die letzten 3 Jahre waren so gar nicht mehr der Berliner Sommer, der er noch vor 8 Jahren war. Leider wurden viele Veranstaltungen frühzeitig von der Polizei gesprengt. Aber genau solche bunten und spontanen Events gehören doch zur Stadt, ebenso wie die Clubszene.

Worauf freust Du Dich in 2017 am meisten?

Es stehen einige dicke Releases an, auf die ich mich sehr freue. Unter anderem im Mai auf RAGNARØK. Am meisten jedoch auf die ganzen anstehenden Gigs in Deutschland und im Ausland. Das Jahr ist jetzt schon von oben bis unten vollgepackt mit meinem Lebenselixier – TECHNO.