Viktor Talking Machine

Viktor Talking Machine – Die Erde ist eine Scheibe

Wenn man vor Wohnungseinzug erst einen Statiker fragen muss, ob der Boden auch die benötige Tragkraft für die Plattensammlung mit sich bringt, dann handelt es sich zweifelsfrei um eine lupenreine Vinylabhängigkeit. Diese kann man auch den zwei Vinyl only Jungs von „Viktor Talking Machine“ ohne rot zu werden nachsagen. Ob hinter den Turntables im Berliner Sisyphos der Wilden Renate oder dem Ritter Butzke – die zwei Vinyllover liefern mehrstündige House-Sets die kraftvoll vom Boden heben, durch die Nacht tragen und nach ausgiebiger Reise wieder behutsam abstellen. Hier sind zwei Virtuosen am Werk, deren Sets nachhaltig in Erinnerung bleiben und beinahe schon intim berühren. Wir haben nach langer Zeit mal wieder mit Viktor Talking Machine die ihre Base beim Monaberry Label haben gesprochen.

In den letzten zwei Jahren seit unserem letzten Talk ist viel passiert. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt.

Sehr gerne und vielen Dank, dass wir eure Interview-Gäste sein dürfen.

Ihr spielt in Berlin regelmäßig in Clubs wie der Renate oder auch dem Sisyphos. Was macht für euch im Allgemeinen einen wirklich guten Club aus?

Einem wirklich guten Club geht es als Erstes immer um die Musik und dass sich alle Leute innerhalb des Clubs wohl und geborgen fühlen. Ist dieser Punkt erfüllt, ergeben sich die restlichen Aspekte von ganz alleine. Der Club bekommt einen Charakter und eine musikalische Ausrichtung, das Personal ist immer On-Point und die Gäste verbringen mit den Musikern eine gute Zeit.

Wie vertreibt ihr euch die Zeit im Auto, Bahn oder Flieger auf dem Weg zu den Gigs?

Im Auto haben wir unser Handy mit dem Autoradio synchronisiert, hören aktuelle Musik und Sets und reden über das Business und Privatleben. In Bahn und Flieger ist es entspannter und man kann auch mal schlafen, ein Buch lesen oder Musik produzieren. Daher ziehen wir Bahn und Flieger immer dem Auto vor.

Ihr spielt ja auch sonst in renommierten Clubs wie dem Odonien in Köln, TBA in Dresden oder Distillery in Leipzig. Muss man eigentlich als DJs heutzutage noch mehr ein Auge darauf haben, wo man spielt und wo nicht?

Da heutzutage kaum noch etwas im Verborgenen bleibt, muss man heute mehr denn je auf seine Außenwirkung achten. Booker, Promoter und Clubs schauen sich genau an, wen sie buchen und für welche Veranstaltungen. Wir sagen mal so, es ist auf jeden Fall nicht verkehrt, auch mal eine Booking-Anfragen mit nein zu beantworten, unabhängig von Gage und Prestige des Clubs.

Ihr habt nicht nur einen Live Mix auf einem Rooftop über den Dächern eurer Heimatstadt Halle präsentiert sondern vor kurzem auch aus dem Headquarter von Deejay. Wie geht ihr an solche Live Stream Mixe und wie fangt ihr den Vibe ein?

Solche Live-Sessions sind super und wir sind davor immer sehr aufgeregt. Die grobe Auswahl der Musik treffen wir dabei schon vorher, um auch einen schönen Flow für die Zuhörer oder Zuschauer zu generieren. Da werden Platten diskutiert und aus der Tasche genommen. Wobei man sagen muss, dass wir uns eigentlich sehr einig sind, was zum Set passt und nicht. Dann stimmen wir noch die Klamotten ab und dann kann es frisch geduscht ans Werk gehen.

Gibt es eigentlich ein Tool, dass ihr euch als Vinyl DJs wünschen würdet, das es aber so noch nicht gibt?

Ja, dieses Tool wünschen wir uns, verraten aber nicht was es ist, da wir selber gerade an der Entwicklung sind und denken Anfang nächsten Jahres damit an den Start zu gehen.

Anfang des Jahres habt ihr den Remix „Who Are You Know“ über DeepHouseAmsterdam als Free Download veröffentlicht. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Künstler Mooryc von Sonar Kollektiv?

Mooryc ist ein Musiker, den wir schon sehr lange auf dem Schirm haben und immer wieder schwer beeindruckt sind von seinem musikalischen Schaffen. Als dann sein letztes Album auf Sonar Kollektiv rausgekommen ist, haben wir uns ein Herz gefasst und ihn getroffen. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge, so dass einer Zusammenarbeit nichts im Weg stand. Da der Track ja non-profit ist, haben wir uns zusammen mit Mooryc und Sonar Kollektiv, dazu entschieden den Track als Geschenk zu veröffentlichen.

Ihr betreibt auch eine 14tägig laufende Radioshow. Was steckt dahinter und worum geht es dabei?

Am Anfang das Wichtigste: Werbung für die Sendung. Die Show heißt Musik With Sleeves und läuft immer Donnerstag aller zwei Wochen 22 bis 00 Uhr auf Radio Corax. Wir hatten vor zwei Jahren die Chance einen Sendeplatz zu ergattern und so haben wir ein Konzept erstellt und uns beworben, was wie man sieht gut geklappt hat. Die Idee hinter den zwei Stunden, ist es gute elektronische Musik zu senden und die Hörer mit auf eine Reise zu nehmen. Mehr noch als bei Club-Sets steht das Aufzeigen neuer und alter relevanter Musik im Vordergrund. Da reihen sich frühe Aphex Twin Werke an aktuelle House-Hits und fordern den Hörer auf, sich mit der Musik zu beschäftigen. Im Radio haben wir auch die Möglichkeit aktiv etwas zur Musik zu sagen und sie zu kommentieren. In unregelmäßigen Abständen haben wir auch Gäste vor Ort und diskutieren mit ihnen über aktuelle Ereignisse und die Szene.

Und was steht bei euch für die nächsten Monate an?

Verschiedene Tracks und Remixe werden in den nächsten Monaten das Licht der Welt erblicken. Wir werden weiter fleißig im Studio sein und versuchen bei jedem Gig den wir spielen alles zu geben und zusammen mit den Leuten ein paar magische Stunden zu verbringen. Aber meist kommt alles anders als man denkt, von daher sind wir sehr gespannt, was die Zeit uns bringen wird.

Viktor Talking Machine @ Facebook