Die musikalischen Projekte von Ronald Christoph reichen von elektronischen Songs, Chicago u. New-York House, über Disco-, Acid-und Techhouse, bis hin zu hartem Techno und ganz rohen bizarren elektronischen Collagen. Je nach Lust und Laune veröffentlicht der in Berlin lebende Artist ca. 20 Maxisingles und auch Alben pro Jahr. Sowohl als Produzent international bekannter DJs, als auch als Einzelkünstler und Liveperformer machte er sich in der Szene einen Namen.
Neben vielen Releases erscheint 2012 auf seinem eigenen Imprint Evamore Records die Single „Take Off, Baby!“. Diese ist stilistisch vollkommen eigenständig und wird vom Technopublikum mit vielen Hunderten verkaufter Vinyl-Maxis, Tausenden Downloads und mehr als 50 Millionen Streams belohnt. Releases und Lizenzierungen folgten auf Labels wie Cocoon, Kater Mukke, Kling Klong, Arms & Legs, Acker Records und seinem eigenen Label Evamore sowie Kooperationen wie mit Miyagi, Steve Cole und weiteren Akteuren. Aktuell stehen neue Remixe und Produktionen an, ein guter Grund also mit Ronald Christoph über Berlin, Techno und weitere wichtige Dinge des Lebens zu sprechen.
Du bist als Artist schon einige Zeit im Business, hast in vielen Clubs gespielt und auf verschiedenen angesagten Labels veröffentlicht. Was treibt Dich nach wie vor am meisten an?
Der spontane Antrieb kommt häufig aus einer Idee, die umsetzbar ist. Es echot etwas im Kopf herum und bringt ein Gefühl zum Schwingen. Man möchte es gern hören. Das kann ich aus dem Schlaf mitbringen, aus Träumen, oder es kann ganz schnell passieren. Quasi auf Knopfdruck.
Was fasziniert Dich an elektronischer Musik in all seinen Facetten und der Szene im Allgemeinen?
Es macht einfach glücklich, wenn man mit netten Menschen diese bestimmten Momente erleben kann. Der Schlüssel ist die Unvoreingenommenheit und die Akzeptanz des Gegenübers. Wenn ein Punk neben einem Schlippsträger, tief versunken in die Musik, sich die Seele aus dem Leib tanzen, dann fühle auch ich mich gelöst.
Welche Emotion verbindest Du mit Techno (in einem Wort)?
Spaß und Freiheit. SInd das eigentlich Emotionen? Erleichterung. Es fehlt, wenn es nicht da ist.
In Berlin kennt man Dich von Deinen Gigs in Clubs wie dem Kater, Tresor oder auch Hoppetosse. Wo holst Du Dir in Berlin Inspiration außerhalb des Nachtlebens?
Wenn ich nicht täglich zehn Seiten in einem guten Buch lese, fällt mir bald nichts mehr ein. Auch die Suche nach kreativen Techniken spielt eine Rolle. Berlin ist natürlich eine quirlige Stadt. Aber ich weiß nicht, ob mich Berlin-Mitte zu anderer Musik inspririert, als Kreuzberg oder Marzahn. Vielleicht inspriert mich das Tempelhofer Feld, oder der Straßenmusiker in der U-Bahn.
Im Dezember steht ein neuer Remix Deines Tracks „Take Off, Baby! (feat. Orlando)“ an. Das Original dürfte allein bei YouTube und Spotify über 20 Millionen mal gespielt worden sein. Ist so ein Hit mehr Fluch oder Segen?
Ich bin sehr dankbar dafür und freue mich, dass so eine große Akzeptanz da ist. Was wäre der Musiker ohne sein Publikum? Ich bin einfach froh und genieße es.
Was geht bei Dir gerade selbst im Studio – woran arbeitest Du?
Nun, da geht eigentlich immer etwas. Man erforscht neue Geräte, bildet sich weiter, übt Klavier und Gesang, arbeitet mit verschiedenen Künstlern an ihren Produktionen und in verschiedenen Projekten an neuem Material. Man schmiedet Pläne. Ganz neue Tracks mit meinem tollen Freund und Studiokollegen Steve Cole sind fertig geworden. Aber auch die Hörer von „Take Off, Baby! (feat. Orlando)“ werden verarztet. Zwei neue Remixe erblickten das Licht der Welt. Und es passierte einiges mehr, von dem ich leider noch nichts mitteilen darf…
Was muss für Dich ein guter Track beinhalten, wann bist Du zufrieden mit einer Produktion?
Musik sollte kein Design sein. Zwanzig Stühle für ein Möbelhaus zu entwerfen, die dann alle schlank und schwarz sein müssen, um in eine Produktreihe zu passen, das triggert nicht mein Empfinden. Die musikalischen Ideen kommen anfangs ziellos aus einem weiten Spektrum und sie benötigen, um sich zu entwickeln, eine notorische Undiszipliniertheit. Trotzdem muss der Groove immer passen. Ich mag es nicht, wenn die verschiedenen Elemente sich gegenseitig die Energie rauben. Das betrifft auch die Sounds und den Stil. Man sollte nicht unendlich viele Stile miteinander mischen. Drei reichen in einem Track.
Und was sind aktuell Deine Lieblingsgeräte bzw. Software, wenn Du an neuem Sound schraubst?
Definitiv ein Brett ist der neue Sequential Prophet 10! Der originale Korg MS-20 kann eine tolle Soundquelle und Inspiration sein. Weiterhin hat eine super klingende Akustikgitarre den Weg zu mir gefunden. Darauf übe ich fast jeden Tag und kann schon leichte Top-40-Liedchen trällern. Wenn die Zeit reif ist und ich mich dabei nicht mehr verheddere, werde ich sofort beginnen, die verrücktesten Effekte darauf zu legen. Mal sehen…
Und wie sieht die Roadmap für Dich in den nächsten Wochen aus?
Zuerst kommen die beiden Remixe für „Take Off, Baby! (feat. Orlando)“ angeführt vom „Landhouse“-Remix. Danach zwei Tracks mit „Steve Cole“. Im März/April geht es mit mehreren neuen „Ronald Christoph“-Produktionen weiter. Vielleicht gibt es nächstes Jahr auch wieder etwas auf Vinyl. Da müssen aber die Presswerke mitspielen. Die Vorlaufzeiten gehen gerade durch die Decke.
Dein Jahresvorsatz für 2022?
Ich möchte wieder ein Stück wachsen.
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